Der Guide zur Krabbelphase: Unterstützen Sie Ihr Baby auf dem Weg zu den ersten Schritten
Ein Artikel von Laura Mittet, Kinderphysiotherapeutin

Im ersten Lebensjahr macht Ihr Baby eine erstaunliche motorische Entwicklung durch – vom hilflosen Liegen auf dem Rücken über das Rollen, Kriechen und Krabbeln bis hin zu den ersten Schritten. Kein Wunder, dass es manchmal sehr müde ist!

Wenn Ihr Baby zu krabbeln beginnt, tritt es in eine spannende neue Phase ein, in der es sich selbstständig fortbewegen und seine Umgebung aus einer ganz neuen Perspektive entdecken kann.

In diesem Artikel schauen wir uns genauer an, wie das Krabbeln auf früheren Bewegungen wie Rollen, Drehen und Kriechen aufbaut, warum das Krabbeln ein wichtiger Entwicklungsschritt ist und wie Sie Ihr Baby – auf dem Weg dorthin und während der Krabbelphase – durch Spiel, Nähe und Bewegung unterstützen können.

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Vom Kriechen zum Krabbeln

Mit zunehmender Kraft und besserer Koordination lernt Ihr Baby, sich auf alle Viere zu stützen – mit Händen, Knien und Füßen auf dem Boden.

Von hier aus beginnt es oft, leicht vor- und zurückzuwippen, bis es herausfindet, wie es Arme und Beine abwechselnd bewegen kann – und sich so nach vorne bewegt.

Das Krabbeln ist ein wichtiger motorischer Meilenstein, der zeigt, dass sich die Körperkontrolle und Stabilität Ihres Babys weiterentwickeln. Gleichzeitig trainiert Ihr Baby Kraft und Stabilität in Wirbelsäule, Hüften und Beinen – wichtige Voraussetzungen, um später stehen und laufen zu können.

Anfangs macht Ihr Baby vielleicht nur ein paar Krabbelschritte und geht dann wieder ins Kriechen über, weil das weniger anstrengend ist.
Zu Beginn können die Knie noch zur Seite wegrutschen, da die Muskulatur rund um die Hüften noch nicht stark genug ist. Innerhalb weniger Wochen wird Ihr Baby jedoch kräftiger und verfeinert seine Bewegungen zunehmend.

Warum das Krabbeln wichtig ist

Beim Krabbeln entwickelt Ihr Baby mehrere grundlegende Fähigkeiten, die die Basis für die nächsten motorischen Entwicklungsschritte bilden:

  • Überkreuzbewegungen: Wenn Ihr Baby gleichzeitig einen Arm und das gegenüberliegende Bein bewegt, wird die Verbindung zwischen der rechten und der linken Gehirnhälfte gestärkt – wichtig für spätere motorische und kognitive Fähigkeiten wie Gehen, Laufen, Lesen und Schreiben.
  • Kraft und Stabilität in Hüften und Beinen: Das Abstützen auf den Knien fördert den Muskelaufbau rund um das Hüftgelenk und sorgt für ein ausgewogenes Muskelverhältnis zwischen rechter und linker Körperseite – eine wichtige Vorbereitung auf das Stehen.
  • Stabilität der Wirbelsäule: Beim Krabbeln trägt Ihr Baby einen großen Teil seines Gewichts auf Armen und Schultern und hält gleichzeitig den Rücken stabil gegen die Schwerkraft. Das stärkt die Rumpfmuskulatur und die Muskulatur entlang der Wirbelsäule – entscheidend für das Gleichgewicht im Stehen.

Beim Krabbeln trainiert Ihr Baby also Kraft, Stabilität, Koordination und Gleichgewicht – alles, was es braucht, um sich aufzurichten und schließlich die ersten Schritte zu machen.

Spiele und Aktivitäten zur Unterstützung der Krabbelphase

Ein krabbelndes Baby lernt am besten durch aktive Erkundung.
Als Elternteil können Sie die Entwicklung und Bewegungsfreude Ihres Babys unterstützen, indem Sie eine sichere und anregende Umgebung zum Spielen schaffen.

Die Umgebung

Wie beim Kriechen braucht Ihr Baby auch jetzt Platz, um sich frei zu bewegen – diesmal über längere Distanzen. Entfernen Sie Gegenstände, wie z. B. Vasen auf dem Boden, damit Ihr Baby die Umgebung sicher erkunden kann.

Bieten Sie unterschiedliche Untergründe an – glatte Böden, Teppiche, Matratzen –, damit Ihr Baby verschiedene Bewegungserfahrungen und neue Herausforderungen sammelt.

Kleine Hindernisparcours

Eine spielerische Möglichkeit, Ihr Baby zu motivieren und herauszufordern:

  • Bauen Sie kleine Parcours aus Kissen, Decken, Matratzen oder Ihren Beinen.
  • Verwenden Sie Bälle, Spielzeug oder sich selbst als Anreiz am anderen Ende.
  • Ergänzen Sie die Strecke mit Tunneln, Kartons oder niedrigen Stufen, wenn Ihr Baby sicherer wird.
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Spielzeug als Motivation

Spielzeug macht das Krabbelnlernen spannend und abwechslungsreich. Wählen Sie Spielzeuge in verschiedenen Größen, Gewichten, Farben und Materialien, um die Sinne zu stimulieren.

  • Bewegliches Spielzeug: Bälle, Autos oder rollende Spielzeuge regen Ihr Baby an, hinterherzukrabbeln.
    Fördert Gleichgewicht, Koordination und das Verständnis von Ursache und Wirkung.
  • Stapeln und Sortieren: Bausteine, Steckspiele oder Spielzeug mit mehreren Teilen bieten viele Spielmöglichkeiten.
    Trainieren Feinmotorik und die Zusammenarbeit beider Körperseiten.
    Kleine Spielzeuge, die beim Krabbeln gehalten werden, fördern Griffkraft und Körperkontrolle.

Wenn Spielzeug auf unterschiedliche Weise genutzt werden kann, bleibt Ihr Baby länger interessiert, probiert Neues aus und verbessert dabei seine motorischen Fähigkeiten und Problemlösungsstrategien.

Die Sitzposition

In der Krabbelphase lernen viele Babys, sich selbstständig aufzusetzen – meist aus der Seiten- oder Krabbelposition über den sogenannten „Meerjungfrausitz“, bei dem beide Beine zu einer Seite angewinkelt sind. Diese Sitzposition ist erst dann sinnvoll, wenn Ihr Baby selbstständig hinein- und herauskommt.

Wenn Ihr Baby sich selbst hinsetzen kann, zeigt das, dass es genug Kraft, Körperkontrolle und Gleichgewichtsreaktionen entwickelt hat, um aufrecht zu sitzen und das Gleichgewicht zu halten.

Das Sitzen eröffnet neue Möglichkeiten – die Hände sind frei zum Spielen, und Ihr Baby kann zwischen verschiedenen Positionen wechseln (vom Bauch zum Krabbeln, vom Krabbeln zum Stehen usw.).
Allerdings ist Sitzen eine eher passive Haltung und bietet weniger Bewegungserfahrungen als das Liegen auf dem Bauch oder das Krabbeln.

Daher ist es am besten, Ihr Baby nicht aktiv hinzusetzen, bevor es dies selbst kann.
Beim Essen, wenn eine aufrechte Haltung wichtig ist, kann ein Hochstuhl hilfreich sein – danach sollte Ihr Baby aber wieder auf den Boden, um sich frei zu bewegen.

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Neugier durch Sinne wecken

Die Sinne spielen auch in der Krabbelphase eine wichtige Rolle. Spielzeug, das mehrere Sinne anspricht, ist besonders spannend.

Spielzeuge mit Knöpfen, unterschiedlichen Texturen, Geräuschen, Melodien oder Spiegeln, in denen sich Ihr Baby sehen kann, können etwas außerhalb der Reichweite platziert werden – so wird es motiviert, sich zu bewegen und Neues zu entdecken.

Die drei Hauptsinne

Tastsinn

Nimmt Berührungen, Temperaturen und Oberflächen wahr.

Körperwahrnehmung (Propriozeption)

Gibt Ihrem Baby ein Gefühl dafür, wo sich sein Körper befindet und wie er sich bewegt.

Gleichgewichtssinn

Hilft Ihrem Baby, das Gleichgewicht zu halten und sich in seiner Umgebung zu orientieren.

Das Krabbeln schenkt Ihrem Baby eine neue Freiheit, sich selbstständig zu bewegen und die Welt zu erkunden. Beim Krabbeln stärkt es Koordination, Gleichgewicht und Überkreuzbewegungen – grundlegende Fähigkeiten, um sich aufzurichten und die ersten Schritte zu machen. Zudem entwickelt Ihr Baby ein besseres Raumgefühl und lernt, Bewegungen gezielt zu planen.

Sie können Ihr Baby unterstützen, indem Sie sichere Spielräume schaffen und zu Bewegungsspielen anregen, die den ganzen Körper einbeziehen. Die Krabbelphase ist somit eine wichtige Übergangszeit, in der Ihr Baby Kraft, Stabilität und Selbstvertrauen aufbaut – die perfekte Vorbereitung auf die ersten eigenen Schritte.

Laura Mittet | Motorikland

Laura Mittet (34) ist Mutter von drei Töchtern, Kinderphysiotherapeutin und hat einen Master in Pädagogischer Psychologie. Sie verfügt über langjährige Erfahrung mit Kindern – sowohl in Ihrer eigenen Praxis als auch in der Kinderpsychiatrie.

Seit 2022 ist sie Teil von „Rødovre Fysioterapi“ und „Sundhedshus“ sowie Mitbegründerin von „Motorikland“ – einem Angebot für Babys, Kinder, Schwangere und Eltern in der Zeit nach der Geburt. Dort werden Physiotherapie, Gruppenkurse und Workshops rund um Bewegung, Spiel, Nähe und fachliche Sicherheit angeboten.